Im Namen des Erhabenen  
  Interview mit Oliver Janich
 

Muslim-Markt interviewt
Oliver Janich - Autor des Buches "Kapitalismuskomplott"
17.1.2010

Oliver Janich war nach seiner Banklehre und anschließend abgeschlossenem BWL-Studium die meiste Zeit fest angestellt bei Euro am Sonntag und Focus Money. Jetzt ist er freier Journalist. Er schrieb unter anderem für die Financial Times Deutschland, Süddeutsche Zeitung, Euro/Finanzen, Euro am Sonntag und Focus Money. In letztgenannter Zeitschrift gelang es ihm, mehrere Artikel unterzubringen, die sich kritisch mit den Ereignissen um 9/11 auseinandergesetzt haben. Damit gilt er als erster Autor, dem es gelungen ist, kritische Stimmen abseits der sogenannte Hofberichterstattung zum Thema in einer Zeitschrift des Mainstream untergebracht zu haben.

Im Mai 2009 war er Mitbegründer der neuen Partei "Partei der Vernunft" (PDV - Mut, Wahrheit und Freiheit), die unter anderem die Abschaffung der Einkommens-, Lohn- und Körperschaftsteuer fordert. Er ist der Bundesvorsitzende der Partei.

Janich ist Autor des Buchs "Das Kapitalismus-Komplott – Die geheimen Zirkel der Macht und ihre Methoden".

Oliver Janich lebt im Großraum München.
(Das Foto wurde freundlicherweise von der "Partei der Vernunft" bereit gestellt).

MM: Sehr geehrter Herr Janich, wie ist es Ihnen gelungen, die kritischen Aspekte der Betrachtungen zum 9/11 ausgerechnet im einem Flaggschiff der kapitalistischen Presse unterzubringen?

Janich: Meiner Ansicht nach leben wir erstens nicht im Kapitalismus, also haben wir auch keine kapitalistische Presse. Wir leben höchstens in einem staatsmonopolistischen Corporatismus, in der die Gesetze von Lobbyisten geschrieben werden und der Geldmarkt sozialistisch gesteuert wird. Mit freier Marktwirtschaft hat das nichts zu tun. Zweitens wäre es in den öffentlich-rechtlichen Medien noch schwieriger gewesen, weil die offizielle 9/11-Story ja von den Regierungen verbreitet wird. Drittens, ich habe jahrelang auf den Chefredakteur von Focus Money eingeredet, eines Tages saß ich zwei Stunden mit ihm im Flieger, er konnte nicht abspringen und ich hatte so genug Zeit ihn zu überzeugen.

MM: 9/11 jährt sich bald ein Jahrzehnt. Und trotz solcher Ausnahmeveröffentlichungen, wie die Ihrige, denken Chefetagen nicht daran, der Bevölkerung die Wahrheit zu berichten. Bei den meisten Politikern hat man zudem den Eindruck, als wenn sie ernsthaft an die USAma-Verschwörung glauben. Welche Chancen sehen Sie, diesen Teufelskreis zu durchbrechen?

Janich: Es geht gar nicht um 9/11. Denken wir logisch: Die offizielle Theorie ist sehr leicht wissenschaftlich zu widerlegen. Wie ist es dann möglich, dass diese Theorie Bestand hat? Das geht nur, weil die Machtstrukturen, die dieses Ereignis ermöglicht haben, immer noch intakt sind. Beispielsweise verhindern sie bis heute ein ordentliches Gerichtsverfahren, obwohl zahlreiche Opferangehörige versuchen, einen Gerichtsprozess gegen die damalige Regierung zu erreichen. Die Frage ist also, wann fliegen diese Machtstrukturen auf? Diese Kreise versuchen die Finanzkrise zu nutzen, um ihre Macht weiter auszubauen und totalitäre Strukturen zu etablieren, wie selbst naivere Mitbürger an der Ausdehnung des Überwachungsstaates erkennen sollten. Gelingt es, ist das Spiel aus. Gelingt es nicht, fliegen sie möglicherweise auf und all die anderen Lügen gleich mit.

MM: Hat daraufhin der Kapitalismus-Komplott gegen sie zugeschlagen und so Ihre Veröffentlichungen in der Hofberichterstattung eingedämmt?

Janich: Nun das liegt auf der Hand, so erging es ja anderen vor mir wie Gerhard Wisnewski oder Frieder Wagner. Ein Indiz mag sein, dass die 9/11 Artikel aus dem Focus Archiv verschwunden sind. Aber selbstverständlich bestätigt Ihnen so etwas niemand.

MM: Wie soll er rein praktisch gelingen die Machtstrukturen aufzubrechen, die sogar einen Gerhard Wisnewski oder Frieder Wagner mehr oder weniger mundtot machen können?

Janich: Ich denke eben es geht nicht mehr nur über Aufklärung im Internet allein. Die Wahrheitsbewegung braucht ebenfalls Strukturen und Institutionen. Eine gemeinnützige Institution wie eine Partei hat dabei noch den Vorteil, dass sie gewählt werden und tatsächlich Veränderungen herbeiführen kann.

MM: Sind die "Zirkel der Macht und ihre Methoden" wirklich so geheim, und wie konnten Sie das Geheimnis lüften?

Janich: Die tatsächlichen Zirkel der Macht sind wirklich geheim. Diejenigen, die ich in dem Buch anspreche, sind aber nur für die Mainstream-Presse geheim. Echte investigative Journalisten kennen sie seit Jahren. Ich habe in dem Buch lediglich die Puzzleteile zusammengesetzt, so dass der Leser erkennen kann, welche Kreise mit welchen Methoden welche Ziele erreichen wollen. Die entscheidenden Themen sind dabei das Geldsystem und der Klimaschwindel. So soll jeder Lebensbereich kontrolliert werden. Mit dem Geld hat man das Budget der Menschen unter Kontrolle, mit dem CO2-Regime kann man auch noch kontrollieren, welche Produkte die Menschen kaufen können, wie sie leben, essen, trinken, Urlaub machen - einfach alles.

MM: Was hat Sie dazu bewogen, eine neue Partei zu gründen?

Janich: Leider versprach ich meinen Lesern diese Partei zu gründen wenn genug Zuspruch käme und der kam. Da ich pflege, meine Versprechen zu halten, gründete ich. Ich stellte fest, dass es tatsächlich keine einzige Partei gibt, die die individuellen Rechte der Bürger und damit aller Menschen konsequent schützt. Die Ursachen der Finanzkrise – das Geldmonopol und die Geldschöpfung aus dem Nichts – werden seit über hundert Jahren von der Wissenschaftlern der sogenannten österreichischen Schule beschrieben, aber keine einzige Partei vertritt diese unwiderlegbare Theorie um den Nobelpreisträger Friedrich August von Hayek. Sie wird auch nicht an staatlichen Schulen und Universitäten gelehrt. Wenn die Menschen das System durchschauen würden, wäre ihr Vertrauen in den Staat nämlich erheblich gestört und das völlig zurecht.

MM: Ob Nobelpreisträger wie Hayek oder andere Wissenschaftler, die Ansätze der aktuellen Krise beschrieben haben, noch lange bevor sie eintrat, sie sehen alle die Problematik der Finanzkrise unter anderem in den Zinsen, die sich - um es einfach zu formulieren - von der Realität abkoppeln. Warum aber fällt es so schwer, sich ein Wirtschaftsmodell zu überlegen, das ohne Zinsen funktioniert, in dem Geld wieder nichts anderes ist, als ein normierter Schuldschein und nicht selbst zur Ware mutiert.

Janich: Die österreichische Schule sieht kein Problem im Zins. Der Zins ist im Gegenteil der wichtigste Preis in einer Marktwirtschaft. Wenn nicht das Geldmonopol der Zentralbanken den Geschäftsbanken erlauben würde, Geld aus dem Nichts zu schöpfen, gäbe es diese Probleme nicht. Der Zins würde durch die zusätzlich produzierten Waren gedeckt. Die Zinskritik, die es übrigens in allen drei großen Religionen gibt, offenbart eine totalitäre Sichtweise der Welt, weshalb sie auch von Kommunisten und Nazionalsozialisten geteilt wird, wie ich in meinem Buch schildere.

MM: Zurück zur Überwindung der bestehenden Situation zu einer menschenfreundlicheren Welt. Für viele Beobachter wirkt es so, als wenn viele "Einzelkämpfer" ihren persönlichen Kampf gegen das System kämpfen, ohne eine effektive Vernetzung zwischen den Aktivisten. Sind so die Bemühungen nicht eher "hilflos" gegen die bestehenden sehr gut vernetzten Machtstrukturen?

Janich: Daher die Parteigründung, wie bereits erwähnt.

MM: Um das Interview abzurunden noch einmal zu ihrem Eingangsstatement: Sie behaupten, wie leben nicht im Kapitalismus. Das dürfte wohl eher eine Frage der Definition sein. Wenn man Kapitalismus als die "Anbetung" des Kapitals ansieht, in dem sämtliche Werte des Daseins nur noch am materiellen Wert gemessen werden, dann bleibt wenig Raum für "menschliche Werte". Wie aber können Menschlichkeit und Nächstenliebe mit Wirtschaftsinteressen in Einklang gebracht werden, ohne staatliche Eingriffe?

Janich: Das sehe ich anders. Der Kommunismus ist eine materielle Ideologie, denn er misst den Wert eines Menschen in Geld. Der Kommunist sagt ein Arzt ist genausoviel "wert" wie ein Fließbandarbeiter, deshalb kriegt er gleich viel Geld. Die Folge: es gibt weniger gute Ärzte und wenn der Fließbandarbeiter zum Arzt geht ,wird er nicht optimal behandelt. Der Kommunist ist also ein materialistischer Vandalist der letztendlich den Fließbandarbeiter umbringt. Der erste Satz in meinem Buch lautet: "Kapitalismus ist Vertragsfreiheit". Mehr müsste man nicht wissen, aber die meisten Menschen verstehen das nicht. In einer "Natürlichen Ordnung", deren Anhänger ich bin, dürfen Menschen freiwillig miteinander Verträge eingehen, solange sie keinem Dritten schaden. Das hat nichts mit Wirtschaft zu tun, sondern ist ein moralischer Standpunkt, den jeder Mensch mit Herz und Verstand gleich welchen Glaubens teilen müsste. Daher ist es auch unmoralisch, zwei Menschen zu verbieten, für das Verleihen Zinsen zu vereinbaren, wenn beide einverstanden sind. Ich bin kein Islam-Kenner, aber mir wurde berichtet, dass man den Qur'an durchaus so auslegen könnte, dass nur Zinsen auf nicht gedecktes Geld verboten sind. Wenn das stimmen würde, könnten wir uns wohl einigen, obwohl ich trotzdem niemandem so eine freiwillige Vereinbarung verbieten würde. In der natürlichen Ordnung wird niemand zu etwas gezwungen. Jeder entscheidet selbst wie viel ihm das Geld oder doch eher die Familie und Freunde "wert" sind. Im Totalitarismus entscheidet das jemand anders. Daran ist sehr leicht zu erkennen, welchem Glaubenssystem jemand angehört.

MM: Sie haben in Ihrem Statement selbst gesagt, dass Menschen freiwillig miteinander Verträge eingehen dürfen, solange sie keinem Dritten schaden. Aus islamischer Sicht ist Zins ein Schaden für die gesamte Menschheit und nicht nur einen Dritten. Denn Zins ist nichts anderes als das Schöpfen von Geld aus dem Nichts! Daher unterscheidet der Islam eindeutig zwischen einer Beteiligung (auch am Risiko) und dem Zins (der faktisch für die Bank risikolos ist). So gesehen ist auch "Ihr" System ein Art "Totalitarismus" der "Dritten", die nicht geschädigt werden dürfen. Wir betrachten so etwas nicht als Totalitarismus, sondern als "Natürliche Ordnung", um Ihre Begrifflichkeit zu verwenden. Insofern liegen die Dinge möglicherweise viel enger zusammen, als es oberflächlich erscheint.

Janich: Allein 100 von den 450 Seiten meines Buches beschäftigen sich mit dem Geldsystem. Ich versuche es hier in aller Kürze: Dass der Zins ein Problem ist wird immer mit dem Josephs-Pfennig-Beispiel begründet. Ein Pfennig zur Zeit Josephs angelegt ergäbe heute mehr Geld als vorhanden ist. Das Beispiel ist aber falsch, weil es in Wahrheit keinen risikolosen Zins gibt, wie uns in unserem Zentralbankensystem vorgegaukelt wird. Wenn jemand Geld leiht und dieser dabei keine Waren produziert, die er auch absetzen kann, dann kann er den Kredit nicht zurückzahlen. Die entsprechende Geldmenge verschwindet wieder. Wenn er die Waren absetzen kann, zahlt er die Zinsen aus dem Verkauf der Waren. Wenn die Menschen zum Beispiel Gold als Geld benutzen würden (z.B den Gold-Dinar) würde das Gold entsprechend der zusätzlich verkauften Waren mehr wert werden. Die Geschichte illustriert aber das Wesen des Totalitarismus sehr gut. Ich lassen Ihnen ja gerne den Glauben, dass der Zins etwas Böses ist. Aber ich will mir von Ihnen oder jemand anders nicht vorschreiben lassen nach dieser falschen Idee zu handeln. Genau das ist Totalitarismus. Wir müssen bedenken, dass alle totalitären Ideologien eigentlich gut gemeint waren. Ähnlich ist es mit dem Zinsverbot. Es hat großes Unglück über die Welt gebracht und ist ein Grund für die technologische Rückständigkeit islamischer Gesellschaften, die ja an sich dem freien Handel und der Marktwirtschaft gegenüber aufgeschlossen sind. Ich denke, wir sollten durchaus nach Gemeinsamkeiten forschen und zum Beispiel Entwicklungen wie den Gold-Dinar positiv beachten. Aber wenn es darum geht, Menschen zu etwas zu zwingen, bin ich zu keinerlei Kompromissen bereit. Wohlgemerkt: Das heißt nicht, dass sich Muslime nicht alle freiwillig darauf einigen dürfen keine Zinsen zu nehmen. Solange Sie mich und alle anderen die gerne Zinsen zahlen oder verlangen dabei rauslassen. Der Zins ist die Leihgebühr für das Überlassen von Geld, das mir nicht zur Verfügung steht. Das ist etwas ganz Natürliches, auch wenn Sie (noch) etwas anderes glauben. Aber vielleicht kann ich oder mein Buch Sie ja vom Gegenteil überzeugen. Genau deshalb ist freier Meinungsaustausch so wichtig. Leider sind wir dabei dieses hohe Gut vollständig zu verspielen, wie die Angriffe auf das freie Internet zeigen. Vielleicht zum Schluss noch eine Brücke: In so einem System würde auch nicht die Bank Zinsen verlangen, sondern sie würde die Investition nur vermitteln. So gesehen deckt sich die Argumentation wieder mit ihrer Fragestellung (Bank schöpft Zinsen aus dem Nichts). Dennoch würde ich es auch jemandem überlassen zu einer Bank zu gehen, die so tut als ob sie Zinsen zahlen könnte. Ohne das staatliche Geldmonopol würden solchen Banken ohnehin kaum jemand trauen.

MM: Herr Janich, letztendlich bestätigen Sie indirekt, dass das Zinssystem von Zeit zu Zeit im Kleinen oder Großen zusammenbrechen muss, sobald nicht mehr "zurückgezahlt" werden kann, und islamische Strukturen sind nachweislich unter anderem dann zusammengebrochen, als sie sich unheilvoll zinsbelastet verschuldet haben. Hoffen wir gemeinsam, dass die Menschheit vor den Auswirkungen eines Zusammenbruchs - warum auch immer - geschützt wird.

Janich: Unser jetziges ungedecktes Zinssystem muss zusammenbrechen. Ohne staatliches Geldmonopol bricht gar nichts zusammen, sondern wenn jemand sich Geld leiht und nicht sinnvoll investiert verliert lediglich der Geld, der es verliehen hat. Das hat mit dem Zins nichts zu tun und hat auch keine schädlichen Auswirkungen auf das "System". Ich möchte an dieser Stelle noch einmal mein überaus großes Bedauern darüber Ausdruck zu verliehen, welchen Erfolg die Zinskritik derzeit im Internet hat. Das Geld, das uns die Machtelite aufzwingen will, wird zins- und bargeldlos sein. Der einzige Vorteil ist, dass so ein System noch viel schneller zusammenbrechen muss als das derzeitige. Aber es wird mit einigen Turbulenzen verbunden sein. Deshalb kann ich jeden nur bitten sich ausführlich und ohne ideologische oder religiöse Scheuklappen mit dem Geldsystem auseinander zu setzen.

MM: Die gleiche Aufforderung gilt sicherlich auch ans Sie in Bezug auf Zinsen. Denn wenn der verliert, der Geld verliehen hat, dann bricht dieser zusammen. Der Gerechtigkeitssinn des Islam strebt aber ein Geldsystem an, bei dem niemand zusammenbricht, ob staatlich oder privat. Während Sie das Zinsverbot als totalitär ansehen, betrachten Zinsgegner den Zins als Teil einer totalitären Herrschaft des Geldes. Belassen wir es also dabei, dass wir in Bezug auf Zinsen derzeit nicht zum gleichen Schluss kommen. Wir danken für das Interview.

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