Im Namen des Erhabenen  
  Interview mit Mowitz
 

Muslim-Markt interviewt
Mowitz mit bürgerlichem Namen Folker Hoffmann - Betreiber des Blogs "Gegenmeinung"
27.8.2012

Folker Hoffmann  (Jahrgang 1941) hat nach seinem Handelsschulabschluss 1957 und einer anschließenden Lehre zum Industriekaufmann bei einer elektrotechnischen Spezialfabrik in Kettwig (heute Essen-Kettwig) als Angestellter bei Siemens gearbeitet, ehe er nach Schweden zog, da er in Deutschland eine Schwedin kennengelernt hatte, die er heiratete. Im kommenden Jahr werden sie - so Gott will - Goldene Hochzeit feiern. Als er seinen ersten Besuch in Schweden machte, empfand er nach eigenen Angaben sofort Gefallen am Land. Für jemanden, der aus dem Ballungsraum "Ruhrpott" kam, machte der "weite Raum", die damals noch vorhandene Beschaulichkeit und die auch heute noch wunderschöne Natur Schwedens größten Eindruck auf ihn. In Schweden arbeitete er ungefähr 15 Jahre bei einer Brauerei im Versand. Als seine schwedischen Sprachkenntnisse besser geworden waren, wurde er Abteilungsleiter. Die Brauerei verschwand Anfang der 80er Jahre vom Markt. Darin sah er eine Chance und begann ein 3-jähriges Studium der Verhaltenswissenschaft an der Göteborger Universität, das er mit einem Bachelor-Examen abschloss. Nach seinem Studium arbeitete er 24 Jahre, bis zu seiner Pensionierung, als Berufsberater auf dem Arbeitsamt. Seit 2008 betreibt er den Blog "Gegenmeinung" unter dem Pseudonym Mowitz. Seine Meinung richtet sich nach seinen Angaben gegen die vielfältigen Manipulationen der Konzern- und sogenannten öffentlich-rechtlichen Leitmedien, oder wie er sie auf seinem Blog bezeichnet: Lei(d)medien.

Folker Hoffmann ist - wie bereits erwähnt - seit 49 Jahren verheiratet, Vater von zwei Kindern und Großvater von drei Enkelkindern.

MM: Sehr geehrter Herr Hoffmann, was hat Sie dazu bewegt, den Blog "Gegenmeinung" zu eröffnen und "gegen" wen richtet sich Ihre Meinung?

Folker Hoffmann: Nach meiner Pensionierung wollte ich einfach ein wenig wieder in meiner Muttersprache schreiben. Ich hatte schon eine zeitlang im Tagesschau Forum (TSF) geschrieben, das damals noch zu den besten Foren im deutschsprachigen Raum zählte. Nach einiger Zeit wurde aber dort, auf Druck der Politik, dermaßen grob zensiert, und zwar aus politischen Gründen, nicht wegen Missachtung der Nettiquette, wie ich es in meiner, zu der Zeit, "normalbürgerlichen" Naivität einfach nicht für möglich gehalten hätte. Nach immer häufiger auftretenden Konflikten der Redaktion mit mir und vielen anderen Teilnehmern des Forums wurde das Forum vor etlichen Jahren dicht gemacht und durch irgendetwas ähnliches, aber höchst belangloses, ersetzt. Mein Recht auf demokratische Meinungsäußerung von einem sogenannten "öffentlich-rechtlichen" Betreiber zensieren lassen zu müssen, ging mir derart gegen den Strich, dass ich beschloss eine eigene Seite aufzumachen. An die vielen Leser die ich dort zensiere, kann ich auch an dieser Stelle sagen: "Leute, meine Seite ist privat und wer und was bei mir veröffentlicht wird, bestimme ich. Das ist zwar nicht sonderlich "demokratisch", erhöht aber im Zweifelsfall das Niveau meiner Seite. Öffnet einfach eine eigene.

MM: Und wie kam es zu dem Pseudonym Mowitz?

Folker Hoffmann: Da ich im TSF unter dem Nick Mowitz schrieb, nahm ich den Nick gleich auf meine neue Seite mit. Ich hoffte Leser und Teilnehmer aus dem TSF-Forum mitzubekommen. Man will ja, dass das was man veröffentlicht, auch gelesen wird. Ursprünglich hieß einer meiner inzwischen verstorbenen Hunde Mowitz. Ein äußerst liebenswerter, aber ganz besonderer Schäferhund, der es einfach nicht ertragen konnte wenn andere Rüden, rüde mit ihm umgingen. Dann flogen auch schon mal die Fetzen.

MM: Sie schreiben sehr unverblümt gegen den Kapitalismus, Imperialismus, Zionismus und setzen sich für wahre Freiheit und Frieden in Gerechtigkeit ein. Muss man außerhalb Deutschlands leben, um die Ungerechtigkeiten, die von der deutschen Regierung ausgehen, besser erkennen zu können?

Folker Hoffmann: Was ich heute feststelle, ist ganz einfach. Im europäischen Ausland geht es ähnlich zu wie in Deutschland. Die wirkliche Macht geht weniger von gewählten Politikern aus, als vom nationalen und internationalen "Geldadel", also vom Groß- und Finanzkapital; eine auch für den interessierten Laien, wie ich einer bin, leicht feststellbare Tatsache. Man muss sich nur ein wenig mehr als gewohnt damit beschäftigen. Als rüstiger Rentner hat man viel Zeit und kann sie endlich als für etwas anderes nutzen als seinen Lebensunterhalt zu verdienen. So trage ich zumindest als kleiner "Stachel" im Sitzfleisch der Bequemen und hoffentlich auch des einen oder anderen Ausbeuters, ein wenig dazu bei, sie daran zu erinnern, dass Kampf auch von der Gegenseite kommen kann. Denn heute wird der Krieg ja eindeutig von den Reichen gegen die Armen geführt. Einer der Superreichen, Warren E. Buffet, drückte es so aus: "Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Klasse der Reichen, die Krieg führt, und wir gewinnen". Das er das offen kundtut ehrt ihn. Das keine angemessene Reaktion aus den Reihen der Bekriegten kommt um den Sieg der Reichen zu verhindern, ist ein ausgesprochenes Kümmernis.

MM: Sie kennen von Ihrer Jugend her Deutschland und inzwischen auch Schweden sehr gut, gibt es Unterschiede zwischen beiden Ländern, was die Eingliederung in die Verbrechen des Imperialismus betrifft?

Folker Hoffmann: Der Unterschied zwischen Schweden und Deutschland liegt in der Größe, nicht in den Strukturen. Schweden ist heute so neoliberal wie Deutschland oder Großbritannien. Mit Abbau des Sozialstaates, und was ich als noch mehr empörend empfinde, ist die Dreistigkeit, mit der sich Schweden, als offiziell allianzfreier Staat und Nichtmitglied der Nato, an den neoimperialistischen Kriegen der Nato, unter ihrem Anführer, den Vereinigten Staaten beteiligt. Das wäre ein undenkbarer Vorgang zuzeiten Olof Palmes gewesen. Aber der starb ja 1984 eines unnatürlichen Todes. So kam langsam die "geistig-moralische" Wende. Wie auch in Deutschland schon 1982 (Lambsdorf-Papier) und in Großbritannien Ende der siebziger Anfang der Achtziger mit dem sogenannten Thatcherismus. Die Namen waren unterschiedlich, die Programme und Schlagworte identisch: "Schlanker Staat", "deregulierter Arbeitsmarkt", "Privatisierung", "Öffnung der Einkommensschere" wurde in fast allen Ländern als "unumgänglich" gepredigt. Nicht ohne den Hinweis zu vergessen, dass die anderen Staaten es auch machen und man schließlich "konkurrenzfähig" bleiben müsse und nicht hinterhinken dürfe. Am Ende der Veranstaltung war der Status quo noch immer vorhanden, aber auf einem bedeutend niedrigeren Niveau für das arbeitende Volk. Auf einem bedeutend höheren für die Kapitaleigentümer mit den arbeitsfreien Zinseinkommen.

MM: Welche Themen liegen Ihnen persönlich besonders am Herzen?

Folker Hoffmann: Persönlich ist mir die Friedensfrage besonders wichtig. Aber Krieg und Frieden hängen wiederum mit Gerechtigkeit zusammen. Gerechtigkeit wiederum mit fairem Handel zwischen den Völkern und der Verteilung des gemeinsam Erwirtschafteten im Inneren usw.. Ich neige dazu Dinge in Zusammenhängen zu sehen und mir daraus meine für den Augenblick wichtigen "Herzensangelegenheiten" zu bilden. Ich halte nichts von der, im schwedischen sagt man so schön "snuttifiering" des Ganzen. Will sagen von der Aufteilung des Ganzen in immer kleinere Teile. Das verwirrt eher, als das es Klarheit schafft.

MM: Wie meinen Sie das?

Folker Hoffmann: Ich nehme mal ein aktuelles Beispiel. Der Konflikt der im Augenblick in Syrien tobt, ist weder vom Himmel gefallen noch eine Revolution unzufriedenerer syrischer Massen. Die Massaker die dort ausgeführt werden, sind das Resultat eines schon seit Jahren beschlossenen Plans, der die Umgestaltung des Nahen und Mittleren Osten nach den Vorstellungen der USA beinhaltet und auch umfassende Grenzveränderungen für bestehende, souveräne Staaten vorsieht. Berichten Konzern- und Lei(d)medien wahrheitsgemäß und korrekt darüber an herausragender Stelle? Eine schon vor sechs Jahren veröffentlichte Karte des "neuen Nahen Osten" wurde von einem Oberstleutnant Ralph Peters angefertigt und im Juni 2006 im Armed Forces Journal für speziell Interessierte veröffentlicht. Die Karte kursiert auch im Netz unter anderem auf meinem Blog. Ich glaube kaum, dass die Vereinigten Staaten diese Grenz- und auch Regimeveränderungen mit den betroffenen Staaten einvernehmlich geregelt haben, oder vorhaben dies zu tun. Als globaler Hegemon sehen sich die Vereinigten Staaten nicht genötigt einvernehmlich zu handeln, sondern nur mit der Arroganz der Macht. Saddam Hussein, Gaddafi waren die ersten Opfer, die auf dieser Agenda standen und inzwischen das Zeitliche gesegnet haben. Hillary Clinton fasste die Katastrophenpolitik gegen Libyen folgendermaßen zusammen: "We came, we saw, he died". Aber nicht nur Gaddafi und Saddam starben als Folge dieser "demokratischen US-Friedensmissionen". Zigtausende Libyer und Millionen Iraker mit ihnen. Wenn ich als Laie das weiß, lasse ich mich auch nicht länger von der täglichen Propaganda unserer Konzern- und Lei(d)medien manipulieren, wenn sie diese und andere Eroberungskriege, mit der "Abwendung von humanitären Katastrophen", "Massenvernichtungswaffen" usw. motivieren. Wie beispielsweise auch im Kosovokrieg, der ohne UN-Mandat als ein "humanitärer Kriegseinsatz" von der Regierung Schröder zurechtgelogen wurde. Den Konflikt zwischen Kosovaren und Serben verstanden neunzig Prozent von uns sowieso nicht. Die einfachen Serben und Kosovaren wohl auch nicht. Am Ende haben die USA im Kosovo eine Riesen-Militärbasis, Camp Bondsteel, mit Sicherheit nicht um Kosovaren und Serben auseinanderzuhalten. Oder die "Befreiung" muslimischer Frauen von der Burka in Afghanistan. Das sind gespenstische Diskussionen, wo in stundenlangen Talkshows mit einem zusammenhanglosen, ungeheuren Wortschwall, die Massen dusselig gequatscht werden. Denn wie auch immer die Massen von den sogenannten Eliten verachtet werden, man ist trotzdem auf sie angewiesen um seine Eroberungen durchzuführen.

MM: Sie zitieren den "Krieg", den Reiche weltweit gegen Arme führen. Doch welche erlaubten und vor allem sinnvollen Methoden haben denn die "Armen" - oder zumindest der "kleine" Bürger in Deutschland oder Schweden - sich dagegen zu wehren, wenn er noch nicht Rentner ist?

Folker Hoffmann: Ob Rentner oder nicht. "Erlaubt" ist gar nichts. Aber man kann nicht gegen sein Volk regieren, wenn das Volk es nicht will. Massenstreiks und Massendemonstrationen sind klassische Methoden, die aber in unseren heutigen Gesellschaften erst wieder neu entdeckt werden müssen. In der Zwischenzeit kann man sich dem Staat und dem übermäßigen Konsum verweigern. Merkels Wortblase vom "Sparen" so wörtlich nehmen, dass Profit, Nachfrage und Kredite völlig den Bach runter gehen. Nur das Notwendigste kaufen, Konzern- und öffentliche Lei(d)medien abbestellen, um sich von der jahrelangen Gehirnwäsche zu erholen, der wir ausgesetzt sind. Viele Reiche verweigern sich bereits dem Staat und sind erfolgreich damit. Die Republik ist voll von Steuerflüchtlingen. Irgendwelche ernsthaften Konsequenzen für die Steuerbetrüger? Die kriegen sogar noch Steuerrabatte vom Staat, vorausgesetzt sie zeigen sich selber an. Nur friedlich muss es zugehen. Denn der Staat sitzt am längeren Gewalthebel. Übrigens hatten die Deutschen bereits Ende des vorigen Jahrhunderts eine erfolgreiche friedliche Revolution. Warum nicht eine zweite? Diesmal in die entgegengesetzte Richtung.

MM: In Ihrem Blog gibt es ein Gemälde von Karl Marx und wenn man darauf klickt, dann landet man bei einem seiner Texte. Sind sie ein Kommunist?

Folker Hoffmann: Nein. Was mich nicht daran hindern würde sie zu wählen, wenn sie sich denn der Wahl stellen. Ich meine nicht die zweite SPD im Staate, Die Linke.

MM: Ganz unten auf Ihrer Blog befindet sich eine umfangreiche Auflistung von Themen, zu denen Geschrieben worden ist. Spitzenreiter sind USA, Kapitalismus, Israel, Manipulation, Deutschland. Wie hängen die Themen zusammen?

Folker Hoffmann: Fast alle Artikel haben mehr als ein Stichwort. Die Stichworte dienen ja dazu Beiträge auf meinem Blog zu finden, die man irgendwie diesen Begriffen, manchmal auch im weitesten Sinne, zuordnen kann. Wenn also z.B. Artikel über Palästina, Israel oder auch Kriege mit diesen Stichwörtern bedacht werden, können Sie in der Regel davon ausgehen, das wirtschaftliche Interessen im Sinne des Kapitalismus betroffen sind, die auch hinter einem aktuellen Krieg stehen, und nicht wie uns vordergründig erzählt wird um nationale Gegensätze handeln. Bei Manipulation handelt es häufig um die Erklärungen, die unseren Bevölkerungen durch Medien und Obrigkeit zuteil kommen. Bei fast 1400 Artikeln kann man nicht kurz auf diese Frage antworten. Ich bin auch nicht von Anfang an konsequent bei der Zuteilung der Stichwörter gewesen, oder geblieben. Im Laufe der Zeit sind neue hinzu gekommen und alte nicht mehr angewandt worden.

MM: Wie begegnen Sie dem Vorwurf bestimmter Seiten, antisemitisch zu sein, da es viel Kritik gegen Israel auf dem Blog gibt?

Folker Hoffmann: Möglicherweise entgeht mir viel was auf anderen Blogs zur Sprache kommt. Ich hatte anfangs auf meiner Seite Probleme mit Zionist-Trollen, die aber glücklicherweise leicht zu identifizieren waren, da man schnell merkte, dass sie nie ernsthaft auf das eingehen was geschrieben ist, sondern auf billigen Krawall aus sind. Das sind dann die Kommentare, die ich schnell und ohne Erklärung einfach lösche. Ich mache sozusagen von meinem Hausrecht Gebrauch. Die Leute merken sich das und belästigen mich nicht länger mit niveaulosen Zionisten-Kommentaren. Im Übrigen soll man sich nicht, von wem auch immer, in eine Ecke stellen lassen, wo man nicht hingehört. Die Deutungshoheit über meine Handlungen, Gesinnung und Beweggründe überlasse ich keinem anderen Menschen, als mir selbst. Ich habe schon des Öfteren darauf hingewiesen und tue es gerne nochmals, da es zu wenig gesagt wird. Nicht ein einziger Israeli ist Opfer des Holocaust geworden. Es waren Deutsche, Polen, Holländer und überhaupt Europäer jüdischen Glaubens. Und nicht zu vergessen sind die geschätzten 220.000 bis 500.000 Sinti und Roma, die Opfer von Hitlers Rassenwahn wurden. Ansonsten ist noch anzumerken, dass Judentum keine Nationalität ist. So wenig wie Christentum oder der Islam, sondern eine Religion. Wenn sich Israel neuerdings (1992) als "jüdischer" Staat definiert, tut es das mit Sicherheit darum, um den Holocaust für sich zu vereinnahmen und zu instrumentalisieren. Die Opfer des Holocaust haben mehr Respekt verdient als zur allgemeinen Antisemitismuskeule des Staates Israel bei der Vertreibung der Palästinenser missbraucht zu werden.

MM: Herr Hoffmann, wir danken für das Interview.

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