Muslim-Markt: Sehr geehrter Herr Ramin, wir
fallen mit der Tür ins Haus: Sind Sie ein Holocaustleugner?
Ramin: Ich fange Sie mit der Tür auf und
antworte: Es ist ein willkürlicher Klischee-Vorwurf, ein
unterdrückerischer Begriff gegen Andersdenkende. Wer immer so etwas
behauptet, ist ein elender Verleumder, der sich sehr klug fühlt, wenn er
Unsinn redet!
Muslim-Markt: Was meinen Sie damit?
Ramin: Der Heilige Quran warnt uns,
Gerüchte zu befolgen, nach Unwissen zu handeln, einseitig zu urteilen
und ungerecht zu verurteilen. Als Generalsekretär der Weltstiftung für
Holocaust-Forschung ist es nicht mein Anliegen, diesbezüglich etwas zu
bestätigen oder zu verleugnen. Nach meiner bisherigen Erkenntnis mit so
vielen Fragen und Widersprüchen, ist es für ein abschließendes Urteil
viel zu früh, das allerdings – wenn überhaupt – nur in einer Atmosphäre
der Wahrheit und Freiheit gefällt werden kann, und nicht politische
Missbrauchsziele an historische Erkenntnissen gekoppelt werden oder von
diesen abhängig sind. Die islamische Lehre besagt: Wenn ihr etwas hört,
was euch nicht ganz überzeugt, dann sollt ihr es weder ablehnen noch
annehmen, bis ihr allumfassend darüber überzeugt werdet.
Ich denke, in diesem Bereich gibt es einen
klaren Unterschied zwischen der islamischen und der christlichen
Glaubensüberzeugung: Im Islam muss man über die Glaubensprinzipien –
nicht nur im Rahmen der Religion – so viel fragen und so tief forschen,
bis man hinreichend abgesichertes Wissen und logische Erkenntnisse
erlangt, um überzeugt zu werden. Dagegen heißt im Christentum Glaube so
viel wie Erahnen, Hoffen und Vermuten. Ein gläubiger Christ darf z.B.
nicht das von der Kirche vorgegebene Hauptglaubensprinzip Dreieinigkeit
logisch hinterfragen, danach forschen oder mit offenem Ende diskutieren.
Und diese Unterschiede in der Vorgehens- und Denkweise spiegeln sich
auch beim Umgang mit anderen Themen wieder.
Muslim-Markt: Offensichtlich wollen Sie
diese Angelegenheit im Rahmen einer umfassenderen weltanschaulichen
Debatte behandeln. Ist das sinnvoll?
Ramin: Eigentlich schon. Die westliche
Welt versucht die eigene Vorgehens- und Denkweise als Vorbild und
Maßstab der ganzen Welt aufzuzwingen. Alle sollen über den Holocaust so
denken, wie es die Westliche Welt muss. Alle sollen Religion so
betrachten, wie es in der Westlichen Welt betrachtet wird usw. Aber die
Muslime werden nach eigenen Prinzipen handeln: Dazu gehört
unaufhörliches Forschen, Hinterfragen, Diskutieren, bis alle
Widersprüche aufgeklärt sind und sie über die jeweilige Thematik
hinreichend überzeugt sind. Das sind eigentlich Werte der Aufklärung,
die im Westen verloren gegangen sind, wo nur noch mit Dogmen gearbeitet
wird.
Muslim-Markt: Als Argument gegen Sie
wird stets angeführt, dass Sie vor 12 Jahren die sogenannte
Holocaustkonferenz mitabgehalten haben.
Ramin: Es gehört zu den gängigen
perfiden Methoden von Medien, die Unrechtssystemen dienen, dass sie
Andersdenkende ungerecht anklagen, aburteilen und danach bestrafen, ohne
ihnen jemals die Gelegenheit zu geben, sich frei zu äußern und sich
vernünftig zu verteidigen. Gleichzeitig wird in solchen Fällen eine
übliche Manipulation durch Verfälschung und Verfremdung praktiziert.
Zunächst einmal hieß die Konferenz nicht „Holocaustkonferenz“, sondern
„Überdenken des Holocaust: Globale Vision, eine Klarstellung über die
Ereignisse des 2. Europakrieges“. Zum anderen verfügen zahlreiche
deutsche Sender in Teheran Korrespondenten. Warum hat kaum einer von
ihnen bei mir nachgefragt? Ich bin doch keine versteckte oder schwer
auffindbare Person. Tatsächlich haben einige wenige nachgefragt, aber
das, was ich geantwortet habe, passte nicht in ihrem
Vorverurteilungsplan, so dass es nie gesendet worden ist.
Muslim-Markt: Was haben Sie denn
geantwortet?
Ramin: Ich habe immer wieder gesagt: Man
wird keine einzige Aussage von mir finden, in der ich die Verfolgung der
Juden und Andersdenkende in Deutschland zur Zeit der Nazis geleugnet
hätte. Es ist aber eine Tatsache, dass es in Deutschland verboten ist,
über Details jener Verfolgung öffentlich zu diskutieren.
Muslim-Markt: Haben Sie Beispiele für
diskussionswürdige Geschichtsdetails?
Ramin: Nehmen wir doch das Beispiel der
Gaskammern. Daniel Goldhagen schreibt in seinem Buch „Hitlers willige
Vollstrecker“: „Vergasen war eine Nebenerscheinung des Abschlachtens
der Juden durch die Deutschen.“ In Deutschland darf man nicht
umfassend darüber debattieren. Sie verbieten jegliche wissenschaftliche
Diskussion im geeigneten Rahmen darüber. Wenn seine Aussage unwahr ist,
warum wurde dann dieses Buch als Bestseller so hofiert? Der Staatsanwalt
legt in Deutschland die Geschichte fest. In Deutschland ist aktuell eine
90-jährige Frau aus Vlotho inhaftiert, weil sie den Holocaust als
Propagandalüge bezeichnet habe. Sie hat nie jemandem ein Leid zugefügt.
Alles, was sie getan hat, war die Äußerung einer Meinung. Was hat das
noch mit freier Meinungsäußerung zu tun? Was hat das mit Gerechtigkeit
zu tun? Diese Vorgehensweise gegen die Kritiker, wird in der nichtfernen
Zukunft, wie ein Bumerang zurückschlagen. Diese Entrechtung und
Erniedrigung des deutschen Volkes hat keine friedliche Aussicht. Die
Solidarität mit dieser Dame bleibt erst mehr heimlich, aber nicht mehr
sehr lange.
Muslim-Markt: Warum aber wollen Sie
ausgerechnet das Anzweifeln des Holocaust in Deutschland zulassen?
Ramin: Umgekehrt, ich will eine so freie
Aufklärung, dass kein Zweifeln mehr bleibt und kein Meinungsverbot mehr
nötig wird. Selbst Gott kann man in Deutschland ungestraft anzweifeln
und unter den Deckmantel der Kunst, alle möglichen Heiligkeiten der
Völker verunglimpfen. Sollen bei dem Thema Holocaust in Deutschland der
Verstand ausgesetzt und Verbote erlassen werden, die mit Maßstäben der
Vernunft und mit gesundem Menschenverstand nicht zu erklären sind?
Jahrzehnte lang Erniedrigung und Verachtung der Deutschen durch
pro-zionistische Medien wird aus meiner Sicht nicht mehr lange durch
freidenkende Deutsche geduldet werden. Soll man den Holocaust höher
stellen als Gott?
Muslim-Markt: Deutschland ist ein
säkulares Land, daher stellt sich diese Frage nicht. Aber haben Sie denn
gar kein Verständnis dafür, dass gerade die Deutschen angesichts ihrer
Geschichte viel sensibler bei diesem Thema sind als alle anderen Völker?
Ramin: Bei welchem Thema die Deutschen
angesichts ihrer eigenen Geschichte sensibler reagieren, müssen sie
selbst entscheiden. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass eine Enkel-
und Urenkelgeneration auf Dauer bereit sein wird, für eine Schuld von
Großeltern oder Urgroßeltern die Schuld zu übernehmen.
Muslim-Markt: Keiner sagt hier, dass die
jetzige Generation für die Untaten der Vorfahren, mitschuldig ist.
Ramin: Richtig! Man sagt es nicht. Aber
man handelt so, als ob sie mitschuldig sind. Sie müssen heute noch
Waffensubventionen zahlen und finanziell einen Staat unterstutzen, der
sich als Vertreter des damaligen Judentums ausgibt, obwohl er damals
noch gar nicht existiert hat und seit seiner Gründung dem Ansehen des
Judentums so viel Schaden in der Welt zugefügt hat, wie keine jüdische
Bewegung in der Geschichte jemals zuvor. Und die Verfolgung des
Andersdenkenden drei bis vier Generationen nach der Judenverfolgung ist
auch eine Art Erbschuld. Selbst in den USA wird niemand ins Gefängnis
gesteckt, wenn er behauptet, dass der Holocaust ein Märchen sei.
Wohlgemerkt, ich habe keinen Zweifel daran, dass die Deutschen zur Zeit
der Nazis, Juden und Andersdenkenden in einem ungewöhnlichen Ausmaß
verfolgt haben. Doch die Frage, warum heutige Deutsche das
Apartheidregime von Israel mit Milliardensubventionen unterstützen, wird
auch in Deutschland nicht ewig unterdrückbar bleiben.
Muslim-Markt: Noch einmal nachgefragt:
Haben Sie für die Sensibilität der Deutschen bei dieser Thematik kein
Verständnis?
Ramin: Natürlich habe ich durchaus
Verständnis, wenn Deutsche hierüber sensibler reagieren. Aber die
Sensibilität der deutschen Machthaber gegenüber den Siegermächten sollte
nicht der Sensibilität des deutschen Volkes gegenüber der eigenen
Identität widersprechen. Es macht mich – wie jeden kritisch denkenden
Menschen – stutzig, wenn krasse Denkverbote erlassen und die
Meinungsfreiheit derart drastisch eingeschränkt wird, exklusiv bei einem
speziellen Thema. Die Tatsache, dass jegliche freie Diskussion über
Ursachen, Ausmaß und Wirkung des Holocaust unterbunden wird – auch
widersprechende oder gar absurder Vorstellungen – spiegelt sich in der
Geschichtsverfälschung wieder, zumal Geschichte nur von Siegern
geschrieben wird.
Muslim-Markt: Also zweifeln Sie doch den
Holocaust an, was in Deutschland als Leugnung gilt?
Ramin: Also noch einmal: Ich bin ein
Holocaustforscher und kein Leugner, selbst wenn ich Fragen stelle, die
unbequem für die imperiale Weltmacht sind. So stelle ich z.B. die Frage
nach dem Boykott der jüdischen Geschäfte in Deutschland. Warum wird in
diesem Diskurs fast nie darauf verwiesen, dass die Nazis durch den
Boykottaufruf deutscher Waren an der Wallstreet erst zu dieser Maßnahme
getrieben worden sind? Da stellt sich die Frage nach der Einmaligkeit
des Ereignisses. Der Massenmord an Juden wird als etwas Einmaliges in
der Geschichte der Menschheit angesehen. Aber erst weniger als zwei
Jahrzehnte zuvor hatte es ein Massaker an der iranischen Bevölkerung
gegeben. In der Periode 1917-1919 ließen die britischen Besatzer ca. 40%
der damaligen iranischen Bevölkerung verhungern. Zwischen 8 und 10
Millionen Iranern wurden in ihrem eigenen reichen Land ausgehungert.
Darüber wird in Europa überhaupt nicht diskutiert. Warum? Weil westliche
Geschichte nur von Siegern geschrieben wird und die Briten als Sieger
ihre eigenen Verbrechen ungern thematisieren.
Muslim-Markt: Sie können doch das
verhungern lassen von Menschen nicht mit der industriellen Vernichtung
vergleichen?
Ramin: Warum nicht? Sind in den
Konzentrationslagern der Nazis keine Menschen erfroren oder verhungert?
Die deutschen Denkblockaden machen jegliche logisch vernünftige
Diskussion zu dem Thema unmöglich. Unsere Konferenz 2006 in Teheran war
eine Plattform für alle auch als Hilfe für Deutschland und die Deutschen
gedacht, sich endlich von eigenen Denkblockaden zu befreien und
wissenschaftlich derart abgesichert darüber zu diskutieren, dass keine
Meinungsverbote mehr nötig sind.
Muslim-Markt: Herr Ramin, verurteilen
Sie in aller Klarheit den Rassismus des Nazi-Regimes?
Ramin: In aller Klarheit und
Deutlichkeit: Aus meiner tiefsten Glaubensüberzeugung heraus und als
Mitglied der Menschheit bin ich gegen jede Form von Rassismus unabhängig
davon, ob er gegen Juden oder andere Menschen gerichtet ist. Ich
verurteile jeden Rassismus der Geschichte, um auch daraus zu lernen und
heutigen Rassismus zu verhindern. Die Methoden, mit denen Juden und
Andersdenkende im Laufe der zwei/drei tausend Jahre Geschichte der
Europäer, aber besonders zuletzt in Deutschland verfolgt und unterdrückt
worden sind, können aus meiner Sicht nicht angezweifelt werden, obwohl
ich die Bestrafung eines Zweiflers für fragwürdig und gleichzeitig
Ablenkung betrachte. Es würde mich nicht wundern, wenn in wenigen
Jahrzehnten auf die heutige Zeit zurückgeblickt wird und den deutschen
Leitmedien vorgeworfen wird, dass sie auch heute Juden unterdrücken,
indem sie jedes Verbrechen Israels und die Apartheidpolitik mit dem
sogenannten jüdischen Staat und damit Judentum in Verbindung setzen.
Rassismus gegen jegliche Menschengruppe ist eine verabscheuungswürdige
Denkweise und ggf. Tat. Allein der Begriff „Rasse“, steht im Widerspruch
zu meiner Glaubensüberzeugung. Im Islam gibt es nur eine einzige
Menschenrasse aber viele Völker.
Muslim-Markt: Aber mussten Sie zu der
Konferenz in Teheran (2006) ausgerechnet Menschen einladen, die zu den
übelsten Rassisten Europas gehören? Die sind doch in der Regel auch
keine Freunde der Muslime!
Ramin: Für die Einladung der Gäste war
ein Gremium zuständig und es wurde damals ein sehr breites Spektrum an
Teilnehmern eingeladen, von denen einige aus Deutschland nicht kommen
konnten, weil ihnen die Reisepässe entzogen worden sind, damit sie nicht
daran teilnehmen. An der Konferenz konnten alle Wissenschaftler und
Forscher teilnehmen, aber auch Zweifler oder Übertreiber. Der arabische
Israeli Chaled Machmid war ebenfalls eingeladen, der in Nazareth ein
Holocaust-Museum leitet, aber die Israelis haben ihm die Ausreise
verweigert. Selbst mehrere jüdische Rabbiner der orthodoxen Gruppe
Naturei Karta haben teilgenommen. Der britische Rabbiner Ahron Cohen hat
in seinem Redebeitrag ausdrücklich betont, dass der Holocaust umfassend
dokumentiert und belegt sei. Wir haben keine Berührungsängste mit dieser
Meinung. Doch dann hat er etwas gesagt, was man in Deutschland nicht
sehr gerne hört. Er hat behauptet, dass die Zionisten beim Holocaust mit
den Nationalsozialisten zusammengearbeitet haben, um die Gründung
Israels zu erleichtern.
Muslim-Markt: Teilen Sie diese Meinung?
Ramin: Ich mache es mir nicht so leicht
und bequem, schnell über ein Ereignis zu urteilen. Wir sollten die
Historiker verschiedener Ansichten zu Wort kommen lassen. Mir geht es
vor allem darum, dass wir die Geschichte richtig verstehen, daraus
lernen, die negativen Erfahrungen nicht immer wiederholen,
Volksaufhetzungen nicht immer neu gestalten und dass das Leid so vieler
Menschen und verschiedener Völker ein Ende findet. Israel ist doch nicht
von Hitler geplant gewesen. Die Balfour-Deklaration wurde zu einer Zeit
abgegeben, da gab es von Hitler noch keine Spur in der politischer Arena
Deutschlands. Aber in der Folge des Zweiten Weltkrieges gab es
Massenvertreibungen, Terror, die Vernichtung von hunderten Dörfern und
gewaltsame Enteignungen von Millionen von Palästinenser, ein Zustand,
der bis heute anhält. Warum sprechen wir nicht darüber? Das, was den
Juden durch Deutsche oder zuvor den Iranern durch Engländer angetan
worden ist, aber auch anderen Völkern z.B. in Afrika, Amerika und
Australien usw., kann niemand wieder gut machen. Aber für das, was heute
in Palästina, Jemen und Myanmar geschieht, sind wir alle
mitverantwortlich.
Muslim-Markt: Erlauben Sie, dass wir
dennoch eine weitere Frage zu jener Konferenz stellen? Warum haben Sie
einige der teilnehmenden Rassisten als „Helden“ bezeichnet?
Ramin: Mich wundert nicht, dass man so
sehr auf einer Konferenz herumhackt, die zwölf Jahre zurückliegt, da man
einfach nach Vorwänden sucht, um Andersdenkende zu unterdrücken. Wenn
ich damals den einen oder anderen Teilnehmer als „Helden“ bezeichnet
habe, dann doch nur wegen dem Risiko der „Meinungsfreiheit“. Die
Teilnehmer – insbesondere die deutschen Teilnehmer – haben das Risiko
schwerster Repressalien auf sich genommen, nur um ihre Meinung frei
äußern zu können. Das habe ich als heldenhaft bezeichnet, ohne über den
Inhalt der Meinung, ob sie richtig oder falsch ist, zu urteilen. Das
bedeutet doch aber nicht, dass jene Menschen in allen Lebenslagen und
bei allen Themen als Helden einzustufen sind. Die deutschen Repressalien
haben diese Kritiker zu Helden gemacht, ohne dass sie es begreifen. Der
europäische Rassismus ist mir stets zuwider gewesen, unabhängig davon,
ob er sich damals gegen Juden oder heutzutage gegen Muslime richtet.
Durch die Ablenkung von eigentlichen aktuellen Problemen auf die
Geschichte, ohne die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen, wird die
Existenz eines Apartheidsregimes gerechtfertigt. Das ist unmenschlich
und breitet automatisch die nächste Verurteilung des deutschen Volkes
aufgrund seiner heutigen Schweigsamkeit vor.
Muslim-Markt: Das Existenzrecht Israel
in Deutschland anzuzweifeln gilt als antisemitisch gemäß einiger
Antisemitismusbeauftragter.
Ramin: Und damit sind wir endlich bei
dem Thema, das die Ursache für alle diese Verleumdungen gegen die Person
X oder Gruppe Y ist. Deutschland verleugnet seine eigenen Grundsätze,
sein eigenes Grundgesetz, seine eigenen kulturelle Werte und Würde, um
ein Apartheidsregime zu schützen. In Ihrem Grundgesetz steht, der hohe
islamische Wert: „Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner
Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft,
seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen
benachteiligt oder bevorzugt werden.“ Jeder Staat, der auf
Menschlichkeit basiert, müsste diesen Grundsatz akzeptieren und
praktizieren.
Imam Ali (Friede sei mit ihm) hat diesen Grundsatz bereits vor 1400
Jahren in seinem
Regierungsauftrag an Malik al-Aschtar verankert. Jener
Regierungsauftrag ist die Grundlage für die
Verfassung der Islamischen Republik Iran und er ist eine Mahnung an
alle Regierungschefs in allen Zeiten und an allen Orten.
Es gibt wohl keinen Zweifel, dass genau der
Gleichheitsgrundsatz vom Apartheidsregime Israel mit Füßen getreten
wird. Das Existenzrecht eines Apartheidsregimes ist gegen jegliche
Menschenrechte und Menschenwürde.
Muslim-Markt: Sie meinen Israel hat kein
Existenzrecht?
Ramin: Unser Oberhaupt
Imam Chamenei, den Viele als
Heiligkeit unserer Zeit ansehen, hat in einer Grundsatzrede darauf
verwiesen, dass die Islamische Republik Iran nach ihrer Gründung
lediglich zwei Regime als System nicht anerkennt und abgelehnt hat: Das
Apartheidsregime Südafrika und das Apartheidsregime Israel. Südafrika
ist kein Apartheidsrgime mehr und deshalb haben wir inzwischen gute
Beziehungen. Eines Tages wird auch Israel kein Apartheidsregime mehr
sein, und dann werden die einheimischen Bürger darüber entscheiden, wie
ihr Staat in Palästina heißen soll. Wir lehnen Apartheidsregime ab,
ebenso wie die 12000 Mitglieder-NGOs in Durban/Südafrika im August 2001
bei der World Conference against Racism Apartheidsregime
abgelehnt haben, wohingegen Deutschland mit Verweis auf den Holocaust
jegliche Diskussion darüber mit der Antisemitismuskeule unterbindet.
Auch dieses Interview würde Ihnen sicherlich Schwierigkeiten bereiten,
wenn Sie eine etwas größere Reichweite hätten.
Muslim-Markt: Machen Sie sich um uns
keine Sorgen. Haben Sie denn keine Sorge, dass Sie mit Ihren Ansichten
die europäischen Neonazis und Rassisten in der heutigen Politik
unterstützen?
Ramin: Die Neonazis wurden meine
Ansichten nicht ausnutzen können, weil ich Israel als rassistisch
ablehne aber gleichzeitig den Dialog der Religionen und den Schutz auch
der Juden für wichtig erachte. Wenn ich mir sämtliche rassistischen und
rechtsextremen Parteien in Europa anschaue, so sehe ich, dass sie
einerseits feindlich gegen nichtchristliche Religionen gesonnen sind –
also auch gegen Juden – aber allesamt sehr gute Beziehungen zu Israel
haben, meist noch bessere, als die etablierten Parteien. Das ist auch
kein Wunder. Schließlich war auch beim Apartheidsregime Südafrika
ausgerechnet Israel jenes Regime, das bis zum Ende an der Seite der
Rassisten stand. Der Islam lehnt jede Form von Rassismus ab, unabhängig
davon, ob sie gegen Juden, Christen, Muslime, weiß, schwarz oder andere
gerichtet ist. Daher verstehe ich auch nicht, dass es zwar
Antisemitismusbeauftragte gibt aber nicht Antirassismusbeauftragte.
Warum trennt man das voneinander? Antisemitismus war stets ein Phänomen
der Europäer, niemals der Orientalen oder Muslime. Die heutige Ablehnung
Israels durch die Muslime richtet sich nicht gegen das Judentum als
Religion oder Rasse, sondern gegen ein Besatzungsregime und gegen
Apartheid. Die Europäer wissen doch, dass christliche und jüdische
Vertreter dem Parlament der Islamischen Republik Iran angehören. Es ist
doch mehr als absurd, einen Anhänger der Islamischen Revolution als
Antisemiten zu verleumden. Es gehört zu den Verschwörungen der Zeit,
dass man versucht, die Dinge miteinander zu vermengen, um Muslimen etwas
anzulasten, was historisch nicht mit dem Islam und den Muslimen in
Verbindung zu bringen wäre. Schauen Sie doch in die Geschichte. Es waren
Iraner, die Juden vor der Versklavung gerettet haben. Es waren Muslime
in der Türkei, Iran und in einigen arabischen Ländern, die die
geflohenen Juden aus Deutschland aufgenommen haben. Ein gläubiger Muslim
ist niemals antisemitisch, denn das würde seinem Glauben fundamental
widersprechen. Aber ein gläubiger Muslim steht stets an der Seite der
Unterdrückten. Daher stehen sie heute an der Seite der Palästinenser,
aber auch an der Seite der Unterdrückten in Frankreich oder anderen
Orten.
Noch ein Satz zu den Rechtsgruppen: Ich habe
persönlich die Gäste auf der Konferenz in Teheran davor gewarnt, die
Untaten des Hitlerregimes zu unterstützen oder selber rassistische
Gedanken zu vertreten. Ein Muslim ist immer verpflichtet, jeden zu Recht
und Gerechtigkeit einzuladen.
Muslim-Markt: Lassen wir dieses Thema.
Erlauben Sie eine Frage zu einer anderen Konferenz. War es klug im Jahr
2003 eine Konferenz mit dem Titel „Die Welt nach den USA“ an der
Teheraner Universität zu veranstalten?
Ramin: Ob und wie es klug war, überlasse
ich Anderen zu entscheiden. Aber mit Blick auf die aktuellen
Weltereignisse kann festgestellt werden, dass es zumindest sehr
weitsichtig war. Was damals bei Manchen wie ein Skandal gehandelt wurde,
ist heutzutage durchaus gängige Denkpraxis der Eliten in der Westlichen
Welt. Gibt es noch einen informierten Denker, der daran zweifelt, dass
die USA immer mehr von ihrer Weltmachtkariere verliert? Donald Trump ist
ein klarer Beweis dafür, dass die USA nicht mehr Ehre, Respekt und
Glaubwürdigkeit in der Weltgemeinschaft verdient. Diesen momentanen
Zustand der USA habe ich damals beschrieben.
Nun haben die USA nach eigenen Angaben, die
historisch größten und schärfsten Sanktionen gegen die Islamische
Republik Iran verhängt, die jemals über einen Staat verhängt worden
sind. Was hat denn der Iran getan, dass solch eine Maßnahme
gerechtfertigt wäre!?! Jene Maßnahmen haben dazu geführt, dass die Welt
aus den Fugen geraten ist und die USA zunehmend ihren Einfluss
verlieren. Die Kündigung des Atomabkommens mit Iran hat dazu geführt,
dass kein Staat mehr den USA glaubt. Der Rausschmiss Irans aus dem
angeblich so neutralen SWIFT-Abkommen hat dazu geführt, dass inzwischen
mehrere Staaten an Alternativsystemen arbeiten und die USA ihren
Einfluss auf dem Finanzsektor verlieren. Ich bin der festen Überzeugung,
dass in vielen Thinktanks dieser Welt bereits Pläne erarbeitet werden
für eine Zeit nach dem Zusammenbruch der USA vergleichbar dem
Zusammenbruch der damaligen UdSSR, das auch nur wenige vorhergesehen
haben.
Muslim-Markt: Wie sehen Sie die
zukünftige Deutsch-Iranische Zusammenarbeit?
Ramin: Deutschland ist in vielerlei
Hinsichten durch England-USA-Israel unterjocht. Imam Chamenei hat bei
den Atom-Gesprächen mit den fünf Atom-Mächten veranlasst, zum ersten Mal
seit der Gründung der Bundesrepublik, die Deutschen bei einer
international bedeutsamen Angelegenheit neben den Siegermächten
ebenbürtig teilnehmen zu lassen. Darüber hat man noch nirgendwo in der
Öffentlichkeit Deutschlands gesprochen. Die Deutschen werden sich eines
Tages beim Imam Chamenei dafür bedanken. Aus unserer Sicht, kann und
soll das deutsche Volk in der neuen gerechten Welt, ohne USA-Zwang, eine
sehr wichtige Rolle spielen als befreiter und dann gerechter Akteur, der
sich für wahren Frieden und Gerechtigkeit einsetzt. Das deutsche Volk
und ihre Eliten hätten das Potential dazu, wenn sie aus dem Joch der
Siegermächte befreit wären.
Muslim-Markt: Abschließend interessiert
uns, womit Sie sich derzeit vor allem beschäftigen und wann wir Sie
einmal mehr in Deutschland begrüßen dürfen.
Ramin: Aktuell arbeite ich gedanklich und
inhaltlich im Rahmen des inzwischen
weltgrößten Friedensmarsches zwischen Nadschaf und Kerbela, an dem
ca. 20 Millionen Menschen an einigen bestimmten Tagen des Jahres
teilnehmen. Dieser Marsch, der bisher von den westlichen Medien
größtenteils ignoriert worden ist, birg in meinen Augen das Potential
zur Befreiung der Welt aus dem Krieg und Ungerechtigkeit und fördert den
Frieden und die Kooperation der Völker und Religionen in den Diensten
der Menschheit. In diesem Zusammenhang stehen auch die aktuellen
Überlegungen an einer Grundverfassung der Union Islamischer Republiken.
Was meine Reise nach Deutschland angeht, so
habe ich meinen letzten Visumsantrag nach einer Einladung zu einer
Konferenz im Jahr 2003 gestellt. Der Antrag wurde damals abgelehnt, ohne
dass mir jemals mitgeteilt worden ist, was die Begründung für mein
Einreiseverbot war. Danach hatte ich mehr als hinreichend in unserer
Gegend zu tun und bin nie mehr auf die Idee gekommen, nach Europa zu
reisen. Wenn Sie eines Tages eine Bundesregierung haben, die frei vom
Einfluss der USA und des Zionismus ist und die gleichberechtigte
Beziehung mit den Muslimen und der Islamischen Republik Iran sucht, dann
können Sie mich noch einmal fragen- so Gott will.
Muslim-Markt: Herr Ramin, wir danken für
das Interview.
Ramin: Ich danke auch und wünsche allen
Ihren christlichen Lesern ein gesegnetes Fest zum Geburtstag Jesu - der
Friede sei mit ihm und seiner heiligen Mutter. |